Eine Suche nach Liebe und Einheit
Mann und Frau
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Was bewegt Männer und Frauen, wenn sie ein geliebtes Gegenstück suchen?
In dieser Suche spielen viele Aspekte mit.
Der Wunsch nach einem Gegenüber, nach Fülle, Schönheit, Austausch, nach schrankenlosem Geben und Empfangen und natürlich der Erfahrung von lieben und geliebt werden.
Der größte Wunsch aber könnte der Wunsch nach Einheit sein, der sich von dem Wunsch nach dem einen Gegenstück nicht trennen lässt.
Wir sehnen uns nach Einheit in Zweiheit … so könnte man es nennen.
Vielleicht kommt daher der weit verbreitete Glaube an den einen Partner, der vom Uranfang an zu einem gehört und den man finden muss.
Ohne diesen einen Partner bleibt man unvollständig. Mit ihm oder ihr aber ist man ganz.
So funktioniert diese Denkweise.
Das Zusammentreffen des Traumes von der Einheit, mit der real vorhandenen Zweiheit, ist der Grund vieler Missverständnisse und Schmerzen.
Wenn wir lieben, meinen wir oft nur das Richtige für den Partner zu wollen und zu tun.
Wir erfahren intensive Zuwendung und Offenheit.
Ein scheinbar schrankenloses Geben und Nehmen.
Dies befördert die Illusion von Nähe und von umfassendem, aus der Liebe geborenen, Verständnis für den Anderen.
Tatsächlich aber, sind wir deshalb oft blind für die wirklichen Bedürfnisse unseres Partners und vielleicht sogar zunächst unfähig ihn wirklich gut kennenzulernen.
Wenn man liebt, dann muss doch alles gut sein.
Ist es nicht, leider.
Wenn man durch den ersten echten Konflikt aufwacht, wird man vielleicht feststellen, dass man in das Gefühl der eigenen Liebe verliebt war und nicht in den Partner.
Das man sich oftmals durchsetzen wollte ohne sein reales Gegenüber wirklich in Betracht zu ziehen. Der Partner macht dann meist ähnliches durch.
Die Illusionen bekommen Risse.
Eine bisher unbekannte Realität zeigt sich.
Wenn ein Paar trotz weiterer solcher Ereignisse diese neue, immer besser sichtbar werdende Realität annehmen kann und diese durch die gemeinsame Bewältigung gar schätzen lernt, dann hat es ein Fundament, auf dem es weiter bauen kann.
Dann ist der Verlust der Illusion, der durch das zusammentreffen mit dem Partner verursacht wurde, nicht Ursache für Unmut, sondern evtl. sogar für Dankbarkeit.
Wenn das geliebte Gegenstück den Liebestraum zerstört, eröffnet sich die Möglichkeit das Echte und Wahrhaftige zu suchen.
Man kann sich mit den unausgesprochenen Erwartungen an den anderen befassen und mit den Idealen die man auf den Anderen projiziert hat.
Man kann sich eingestehen, dass der Partner nicht vollkommen ist. Man selbst aber auch nicht. Man kann den Idealvorstellungen nachgehen, die sich nun nicht mehr an den Partner richten aber dennoch nicht einfach verschwinden.
„Denn das ist Schuld, wenn irgendetwas Schuld ist:
die Freiheit eines Lieben nicht vermehren,
um alle Freiheit, die man in sich aufbringt.
Wir haben, wo wir lieben, ja nur dies:
einander lassen;
denn, daß wir uns halten, das fällt uns leicht und ist nicht erst zu lernen“
Rainer Maria Rilke
Eine Suche nach Liebe und Einheit
So kann man jenseits der eigenen Erwartungen und Vorstellungen, auch jenseits des Wunsches nach Liebe für sich selbst, der Liebe erlauben sich ihrem Wesen gemäss zu zeigen und zu entfalten.
Man stellt fest, dass Harmonie nicht dann zustande kommt, wenn beide immer dasselbe wollen oder einer sich dem anderen anpasst.
Beide Partner schaffen zusammen einen inneren Raum, in dem Freiheit, Offenheit für den Anderen und Verbundenheit herrschen und sich nicht gegenseitig ausschließen.
Es ist ein Raum in dem beide wachsen können.
Eine Spähre, die die Partner zusammen kreieren und die doch mehr ist, als das Liebesvermögen der beiden Einzelmenschen zusammen.
Der essentielle Kraftquell einer solche Sphäre ist eine höhere Kraft, die sich im Menschen verwirklichen will.
Es ist eine spirituelle Kraft, die sich zuerst im Herzen zeigt und von dort ausstrahlt. Die aber auch alle anderen Wesensglieder des Menschen berühren und verändern kann.
Auf diese Weise kann man sich zu zweit auf den Weg zur Liebe machen.
Und es ist klar, die enge Bindung eines Paares ist eine der stärksten Motivationen diesen Prozess zu wollen und das Rätsel der Einheit in Zweiheit zu lösen.
Die Reise eines Paares zur Liebe wird dann zum Vorbild für die Verwandlung aller anderen Beziehungen … zu anderen Menschen, zu den Naturreichen und zur Welt.
Was sich dabei vor allem ändert, ist das Erleben dessen, was man Liebe zu nennen gewohnt ist.
Man stellt fest, dass Liebe nicht dazu da ist die eigenen Erwartungen an sie zu erfüllen, gerade wenn man akzeptieren kann, dass Liebe einen nicht glücklich machen muss, kann es geschehen.
Liebe kann anwesend sein ohne jemanden zu gehören. Weder einem Sender noch einem Empfänger und doch, ist man an ihr beteiligt, in sie eingehüllt und der Partner ist es auch.
Was ist die Liebe dann?
Sie ist die immer vorhandene Kraft zu wachsen und Vollkommen zu werden.
Die Liebesbeziehung zu einem Partner kann das Symbol einer Hingabe sein, die auf die Öffnung dem unsichtbaren Innersten, dem göttlichen Urgrund gegenüber hinweist.
Es ist das erste Wahrnehmen der ursprünglichen Schöpfung in der jeder Mensch in sich die große Spannweite zwischen dem Alleinen und dem Individuum erforscht und die gleiche schöpferische Spannung in allen anderen wahrnimmt.
Niemand ist vollkommen aber alle gemeinsam sind der Ausdruck von Liebe, Weisheit und Kraft.
Die Einheit in Zweiheit, das ist Gott und Mensch im eigenen Wesen. Aber auch in der ganzen Welt.
Jeder Mensch macht in diesem Prozess eine grundlegende Erfahrung. Der Spannungsbogen zwischen Einheit und Zweiheit, zwischen Einheit und Vielheit ist es, der unser Menschsein ausmacht.
Wir werden nicht glücklich, wenn wir uns in unserem Selbst abkapseln und einen Kokon um uns herumspinnen. Wir werden auch nicht glücklich, wenn wir uns einem Gruppenzwang unterwerfen, uns in irgendeine starre Struktur einordnen und versuchen, ihr gleich zu werden, um auf diese Weise in einem großen ganzen aufzugehen.
Aber …
In einer lebendige Vielheit einzutauchen, die im gleichen Urgrund wurzelt wie wir selbst, daraus besteht das große Lebensabenteuer.
♥
Danke für’s Lesen.
Eine Suche nach Liebe und Einheit